Mein Sammeltrieb hat dazu geführt, dass ich viele Bilder, Dokumente und Texte aufgehoben habe. Nun bringe ich dies alles auf überschaubare Seiten. Dabei kommen mir immer wieder neue Erinnerungen. Hilfe hatte ich dabei von Einigen, die mein Wirken damals begleitet haben.
Die Kapitel lassen sich nur teilweise chronologisch ordnen, weil manche Zusammenfassungen von Erfahrungen sind, die an verschiedenen Orten ähnlich geschehen sind - oder am gleichen Ort in verschiedenen Jahren.
Neuer Versuch ab 30.Oktober 2017. Letzte Bearbeitung 14. Januar 2018
DER INHALT
2 | Im Chemiegestandk geboren - aber kaum geboren, war schon Krieg
3 | Bomben in Nied - Es stand doch nicht mehr alles
4 | Im März 1945 kommen die Amis
6 | Meine Großeltern Boxleitner waren Einwanderer, Wirtschaftsflüchtlinge aus Niederbayern
In den damaligen armen Gegenden müssen die Farbwerke Höchst massiv am Arbeitskräfte geworben haben, denn sie kamen in Scharen nach Nied am Main - besonders aus Niederbayern um 1900 herum. Nied nannten die Leute bald Klein-Straubing. Und sie gründeten 1923 den Gebirgstrachtenerhaltungsverein Edelweiß. Kürzlich deponierten die letzten vier Vereinsmitglieder die Fahne im Heimatmuseum in Nied. Zuerst gab es Messerstechereien mit den Eingeborenen, später besonders nach dem 2. Weltkrieg waren die bayerischen Schuhplattler die Attraktion jedes Nieder Festes - und meine Großeltern Anna (Nanndl) und Hans Boxleitner mitten drin. Opa kam um 1900 aus der Bierhütten arbeitet zunächst in den Farbwerken. Die Anna Kloiber aus Haag folgte etwa 1905 ihrem Bruder nach Nied und ging in der Gastwirtschaft Zum Grünen Baum in Stellung.
1912, am 22. September hatten sie im Rathaus in Alt Nied geheiratet. Standesbeamter war Bürgermeister Franz Simon. Die Goldene Hochzeit wurde in St. Markus gefeiert, wie schon die Kirchliche Trauung 1912. Und natürlich waren dabei die Enkel Peter LInz und Gert Linz als Messdiener, Pfarrer Anton Heil und unendlich viele Niederbayern aus Klein Straubing und Umgebung. Klein-Straubing kennst Du; - das war Nied im Volksmund.
Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien nach dem 1. Weltkrieg arbeitete der Opa Boxleitner im Reichsbahnausbesserungswerk Nied, das nach dem Krieg eröffnet wurde. Die Großeltern wohnten dann in der Eisenbahnersiedlung.
7 | Die Großeltern Leo und Pauline Linz kannte ich nicht.
Sie hatten 5 Söhne: Rudolf, August, Fritz, Johann, mein Vater Johann und Hermann. Auch sie hatte die Farbwerke Höchst angezogen. Aus Altschweier bei Baden-Baden müssen sie um 1900 nach Nied gezogen sein.
In den Adresssbüchern im Heimatmuseum in Nied finden sich diese Einträge oben. Leo Linz wohnte 1907, als mein Vater geboren wurde, in der Krimstraße; das war über der Brücke. Der Eintrag gilt für die ganze Familie. Damals wurden nur die Familienväter genannt. Später 1925 gibt es in der Frankfurter Straße, der späteren Mainzer Landstraße, nur noch Pauline Linz, d.h. sie war Witwe.
Ein wichtiger Hinweis auf unsere Herkunft väterlicherseits findet sich im folgenden Brief, den unsere Eltern 1965 aus dem Elsaß bekamen. Das hat unser Vater immer wieder mal angedeutet, dass er ungarische Paprika in sich hätte, und deshalb ein so feuriger Typ wäre. Dass ich aber der achte Priester in der "Linzenfamilie" wäre, war mir damals neu und überraschend.
8 | Die Nidda-Volks-Schule
Kürzlich hatten wir Klassentreffen. Ich war überrascht, so viele alte Mädchen zu treffen. Einige kannte ich zwar; aber wir waren doch eine reine Jungenklasse, wie später in der Leibnizschule auch. Da bestand die ganze Schule aus Jungen. Was mir da alles entgangenen ist!
Nur 14 Namen weiß ich noch. Das waren die, mit denen ich in der katholischen Jugend zusammen war. Einige sind schon tot: der Rubi - auf dem Klassenfoto hat er sich absichtlich strubbelig gemacht; der Jonny – wahrscheinlich noch einige mehr. Einer erzählte mir beim Klassentreffen, sein Körper wäre das reinste Ersatzteillager. Und einer von denen da neben meinte so beiläufig, er müsste heute noch ein bisschen trainieren, er würde am Sonntag beim Frankfurt Marathon mitlaufen – wie seit Jahren schon. Einer hat ziemlich Karriere gemacht. Beim Klassentreffen erzählte er mir, er hätte damals eine Freundin in Amerika gehabt und ich hätte ihm seine Liebesbriefe übersetzt.
Der Schorsch war bis vor kurzem jahrelang Ortsvorsteher im Stadtteil Nied. Der Robbert war erst bei der Frankfurter Sparkasse, dann in Biafra – was er später gemacht hat, weiß ich nicht. Aber unsere Zeltlager hatte er organisiert und verwaltete die Kasse. Und den Dieter habe ich im Nieder Heimatmuseum[1] getroffen, als ich dort nach Spuren meiner Großeltern suchte. Die Spuren habe ich gefunden.
9 | Die Leibnizschule - Realgymnasium für Jungen
1950 - 1959
Es war ein sehr schöner Schulweg, den ich zu Fuß oder per Rad zurück legte: an der Niddaschule vorbei, an der Nidda entlang, über die Wörthspitze zum Main, über die Nidda kurz vor der Mündung auf dem Gaasebriggelche, am Bolongarpalast vorbei und ander Fähre, unter der alten, hohen Stadtmauer entlang, dann entweder durch das Maintor über den Schloßplatz durch die Höchster Altstadt oder durch den Brüningpark am Bismarck-Denkmal vorbei zur Leibnizschule
10 | Aufgewachsen und sozialisiert in Höchst und Nied und Frankfurt
Höchst, das waren die Farbwerke mit ihrer Werksbibliothek und den Dichterlesungen, die Leibnizschule, die Buchhandlung Bärtsch, der Hertie, die Tanzschule, die Josefskiche und die Justinuskirche, das Arbeitszimmer von Rektor Höckel, das Silobad, das Filmtheater ....
Nied, das war das Zuhause; das war der Kindergarten, das war St. Markus mit seinem Tischtenniskeller und dem kleinen Gruppenraum gegenüber der Sakristei, der Presser unsere Stammkneipe und letztes Haus der Mainzer Landstrasse, die Nr. 800 damals, die Nidda und der Badeplatz am Wehr, die Niddaschule, unser Kleingarten ...
Frankfurt, das war die Stadt: "Mir fahrn in die Stadt," sagten wir, wenn wir mit der Trambahn nach Frankfurt fuhren.
Das war der Dom, die Kongresshalle, der British Bookshop, der Dom, die Zeil und später St. Georgen ...